Mathilde Roh und der erste weibliche Titel

Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Walliser Juniorensolistentitel in Frauenhand übergehen würde. Erneut waren die Hälfte der Finalisten Mädchen. Mathilde Roh hat sich schlussendlich mit Brio durchgesetzt und somit den ersten weiblichen Titel geholt. Bei den Quartetten bestätigen die Musiker von “Shake Brass” ihren Titel in der Höchstklasse. In der Mittelklasse wurde die “LCC Schoolband” entthront: der Titel ging dort an “A votre portée”.

Anlässlich dieser 22. Ausgabe des Walliser Juniorensolisten­ und Quartettwettbewerbs (WJSQW) hat es aus dem Kollegium Les Creusets in Sitten von morgens bis abends musikalisch getönt, trafen sich doch ca. 310 Instrumentalisten an diesem Samstag, 3.  Dezember zum musikalischen Stelldichein. Wie immer war das grosse Finale der Höhepunkt des Wettbewerbs und ein richtiges Feuerwerk an Virtuosität.

Nach Auswertung durch die Fachjury ging der begehrte Titel des Walliser Meisters aller Kategorien an Mathilde Roh (Cornet bei der Contheysanne und Brass Band Constellation) mit einer Rekordpunktezahl von 99,5. Der zweite Platz ging an Gabriel Murisier (Es-Horn, Edelweis d’Orsières und BB Valaisia – 98,5 Punkte). Loise Boulnoix (Cornet, Lyre de Conthey und Ensemble de Cuivres Valaisan) rundet das Podium mit 98 Punkten ab. Zum ersten Mal in der Geschichte des Wettbewerbs konnte sich heuer ein Mädchen gegen die männlichen Mitstreiter durchsetzen.

Der Walliser Meister 2016, Mathilde Roh.
Der Walliser Meister 2016, Mathilde Roh.

Die Komplimente der Experten

Dass das Niveau bei den Wallisern Bläsern sehr gut ist, ist allgemein bekannt. Die ausländischen Experten des 22. WJSQW, wie zum Beispiel Martin Winter, haben dies erneut betont: «Der Standard ist extrem hoch, technisch und musikalisch. Nicht die Menge der Noten in 10 Sekunden ist ausschlaggebend, sondern ihre Interpretation. Es ist sehr angenehm, so viele positive Kommentare schreiben zu können. Ich hoffe, dass die 1200 Personen im Publikum die aussergewöhnliche Musikalische Qualität geschätzt haben.”

Und der Trompeter, der in Norwegen Karriere gemacht hat, fügt hinzu: «Diese Musiker, die nicht mal 20 Jahre alt sind, haben eine hervorragende musikalische Maturität demonstriert.» Laut seinem Jurykollegen und europäischen Solistenmeister 2010 Harmen Vanhoorne “würde der Siegervortrag alle Wettbewerbe gewinnen, die ich kenne. Eine so grosse Anzahl junger und talentierter Solisten findet man sonst fast nirgends.”

Ein Oberwalliser im grossen Finale

Die während dem Finale interpretierten Werke stammen zur Hälfte aus Walliser Hand mit zwei Stückern von Bertrand Moren und einem von Yannick Romailler. Mathilde Roh, die Siegerin, hat mit einem Stück ihres Lehrers und Direktors Yvan Lagger gewonnen. Zum ersten Mal seit Nicole Ritler (2008) war auch wieder ein Oberwalliser im grossen Finale vertreten. Der jüngste männliche Finalteilnehmer Cédric Ritler (Cornet, Alpina Wiler) spielte sich auf einen guten 5. Rang.

Der beste Oberwalliser Solist, Cédric Ritler.
Der beste Oberwalliser Solist, Cédric Ritler.

Bei den Minis (10-13 Jahre) ging der Sieg an Adrien Mabillard (Edelweiss Lens), der sich gegen Martin Cordonier (Cécilia Chermignon) und Oriane Brückel (Lyre Conthey, BB 13*) durchgesetzt hat. Bei den Komponisten sind Eddy Debons und Damien Lagger zuoberst auf dem Podest mit zwei Stücken, darunter jenes des Siegers und des Zweitplatzierten. “Noch nie habe ich bei den Minis ein solches Niveau gehört. Es war fast nicht zu glauben, dass die Finalisten erst 12 Jahre alt sind,” meinte abschliessend Harmen Vanhoorne.

Adrien Mabillard, Sieger bei den Minis (10-13 Jahre).
Adrien Mabillard, Sieger bei den Minis (10-13 Jahre).

Instrumententitel: eine Mehrheit von weiblichen Siegen

Neben dem Final gibt es beim WJSQW einen Preis für jedes Instrument. Dieses Jahr ist es nur Etienne Dubuis (Echo du Prabé Savièse) gelungen, den Titel bei den Kadetten (14-16 Jahre) und Junioren (17-20 Jahren) zu holen. Die anderen Kadettentitel sind fest in Mädchenhand: Bridgit Moulin (Stéphania Sembrancher, Es-Horn) und Loïse Boulnoix (Lyre Conthey, ECV, Cornet) verteidigen mit Brio ihren Titel von 2015. Emma Roh (die Schwester von Mathilde Roh) setzt sich bei den Euphonien und Baritone durch und Elise Jacquemttaz (Edelweis Orsières und EC Ambitus) triumphiert bei den Posaunen.

Bei den Junioren bestätigt Gabriel Murisier (Edelweiss Orsières und Valaisia BB) seinen letztjährigen Erfolg bei den Es-Hörnern. Mathilde Roh ist bei den Cornets, Flügelhörnern und Trompeten unschlagbar. Stéphanie Gaspoz (Echo des Glciers de Vex) sorgt für einen weiteren weiblichen Sieg bei den Euphonien/Baritonen. Jeremy Favre (Concordia Vétroz und BB 13*) hat den Titel schliesslich bei den Posaunen gewonnen.

Teilnehmerrekord bei den Mädchen

Dieses Jahr hatten sich 310 Solisten für den Wettbewerb angemeldet, der wie jedes Jahr im Gebäude des Kollegiums Les Creusets in Sitten stattfindet hat und einer der grössten Musikwettbewerbe in der Schweiz ist. Mit 46,8% (145 Teilnehmerinnen) gewinnt der Mädchenanteil noch einige Prozentpunkte gegenüber 2015 und nähert sich somit immer mehr der Parität. Vier von ihnen haben dieses Jahr das grosse Finale erreicht und eine hat – zum ersten Mal – den Sieg errungen!

Um all diese Konkurrenten zu beurteilen, haben die Organisatoren neun Experten engagiert, darunter drei international

bekannte Solisten: Martin Winter (GB), ehemaliger Principal Cornet der berühmten Desford, Harmen Vanhoorne (BEL), Principal Cornet der BB Buizingen und Solisten-Europameister 2010 und Brett Baker (GB), Solo- Posaunist der Black Dyke. Sechs Schweizer Jurymitglieder werden sie begleiten: Corsin Tuor (LU), Jean-Claude Kolly (FR), Christoph Luchsinger (TG), Jan Müller (BE), Nicolas Papaux (FR) und Daniel Bichsel (BE).

Qualifikationschance: 1:3

Am Morgen des Wettbewerbs finden die Qualifikationen statt. Die eigentliche Meisterschaft spielt sich am Nachmittag ab. Das Finale der Minis und der Junioren findet am Abend in der grossen Mehrzweckhalle des Kollegiums Les Creusets statt. Am Qualifikationswettbewerb vom Morgen beurteilt jeweils ein Jurymitglied die Vorträge. Dies ist immer eine schwierige Hürde. In der Tat können sich nur 80 Solisten (je 40 von den 102 kleinen und den 110 grossen Instrumenten) für den Wettbewerb am Nachmittag qualifizieren, wo die Juroren im Tandem wirken. Die Chancen, sich zu qualifizieren stehen also bei 1:3. Und bei 1:10, sich für das grosse Finale zu qualifizieren.

Resultate


Quartette: Revolution in der Mittelklasse

Für die 22. Ausgabe des Quartettwettbewerbs (diese Kategorie wurde erst 1997 eingeführt) hat der Titelverteidiger Shake Brass ohne Probleme den Platz … verteidigt: mit 94 Punkten für die Interpretation von der «Phantasie» des englischen Komponisten John Golland haben sie sich klar gegen das Quartett V comme… der Familie Vuignier durchgesetzt (82 Punkte).

Shake Brass, Sieger bei den Quartetten der Oberklasse.
Shake Brass, Sieger bei den Quartetten der Oberklasse.

In der Mittelklasse hingegen starten sieben Formationen mit einer Neukomposition von Ludovic Neurohr «Household’s Ghost» gegeneinander an. A votre Portée! aus St-Maurice (88 Punkte), Gold Quartett aus Conthey/Vétroz (87), Minerva aus Bagnes (86); so sieht das Podium aus. Der Titelverteidiger, das LCCS School Band Quartett, dessen Name an das Kollegium les Creusets erinnert, wo der Wettbewerb stattfindet, muss sich mit dem vierten Rang zufriedengeben.


Stärkste Solistendelegation aus Chermignon

Teilt man die Teilnehmer nach Gemeinde ein ist ganz klar Chermignon vorne mit 25 Mitstreitern, gefolgt von Orsières und Bagnes (22 und 21). Danach folgen die grossen zentralen Musikstandorte wie Nendaz (18), Conthey (15), Vex und Liddes (12), Vétroz (10). Sitten, Ardon und Lens befinden sich mit 9 entsandten Solisten auch noch in der Top Ten.

Bei den Musikgesellschaften teilen sich die Ancienne Cécilia (17) aus Chermignon und die Concordia aus Bagnes (16) die obersten Plätze auf der Rangliste. Folgt ein Trio mit der Contheysanne aus Aven, die Rosablanche aus Nendaz und die Echo d’Orny aus Orsières, die jeweils 12 Solisten an den Wettbewerb schicken. Danach folgen die Edelweiss aus Orsières und die Union instrumentale aus Liddes. Die Edelweiss aus Lens (10), die Echo de la Dent Blanche aus den Haudères und die Echo des Glaciers aus Vex (beide 9) schliessen die Top Ten ab.


Loïse Boulnoix, die jüngste Solistin im Finale

Der Erfolg dieses 22. WJSQW entschädigt auch die Grosszügigkeit der Hauptsponsoren: Die Loterie Romande, die Bank Raiffeisen, Energies Sion Région (esr), der Staat Wallis und der Walliser Musikverband. Der Spezialpreis des „Nouvelliste“ zeichnet den jüngsten Teilnehmer am grossen Finale aus und ging dieses Jahr – zum zweiten Mal in Reihe – an Loïse Boulnoix, die am nächsten 21. Januar ihrem 16 Geburtstag feiert.

Gut 200 Freiwillige tragen zum guten Gelingen dieser Veranstaltung bei, die von der Persévérante aus Plan-Conthey, der Marcelline aus Grône und der Concordia aus Vétroz organisiert wird. Die vergangenen Ausgaben des Wettbewerbs haben jedes Mal ein zahlreiches Publikum angezogen, haben doch nicht weniger als 1200 Personen diesem musikalisch hochstehenden Wettbewerb beigewohnt.

Seit seiner Gründung im Jahr 1995 hat der WJSQW, einer der grössten Musikwettbewerbe in der Schweiz, 6981 Jugendlichen (zwischen 10 und 20 Jahren) erlaubt, sich aneinander zu messen. Der Wettbewerb steht Blechblasinstrumenten offen: Cornet, Flügelhorn, Trompete, Es-Horn, Bariton, Euphonium, Posaune und Bass. Wenn man die 790 Musiker, die am Quartettwettbewerb teilgenommen haben, dazuzählt, kommt man auf die stolze Zahl von 7753 Teilnehmer.