Warum sind die Walliser Solisten die Besten? Erklärung in 10 Lektionen

Die erste Walliser Solistenmeisterin, Mathilde Roh wird mit einer harten Konkurrenz konfrontiert. Am Samstag, den 9. Dezember verteidigt sie ihren Titel im Kollegium Les Creusets in Sitten gegen mehr als 300 Instrumentalisten. Warum aber sind die Walliser Solisten überhaupt so stark? Erklärungsversuch in zehn Punkten.

Die 23. Ausgabe des Walliser Juniorensolisten- und Quartettwettbewerbs verspricht erneut spannende Wettspiele. Am Samstag, den 9. Dezember vibriert das Kollegium Les Creusets in Sitten im Klang von 8 Quartetten und 312 Solisten, in etwa gleich verteilt in drei Kategorien: Minis (104), Kadetten (103) und Junioren (105). Die Gleichstellung ist mit 148 Konkurrentinnen (47,5%) und 164 Konkurrenten (52,5%) fast erreicht. Im Verlaufe der letzten zwanzig Jahren hat sich die Beteiligung verdoppelt.

Aussergewöhnliche Solisten

Unter den Favoriten muss sich Mathilde Roh als amtierende Solistenmeisterin mit Loïse Boulnoix und Léonie Coquoz als heisseste Anwärterinnen messen, aber auch mit anderen Finalisten des letzten Jahres, wie Jérôme Ghitti und dem Oberwalliser Cédric Ritler. Das grosse Finale ist auf 20.00 Uhr in Anwesenheit der nationalen und auch europäischen Experten angesagt.

An Beweisen für die Qualität und die Klasse der Darbietungen der Walliser Solisten fehlt es wahrlich nicht: Im letzten Jahr wurde der Kornettist Jérémy Coquoz europäischer Solistenmeister. Im laufenden Jahr gewann der Posaunist Lionel Fumeaux den Schweizermeister-Titel. Im vergangenen Monat August ergatterte sich Mathilde Roh den Prix Musique, die Finale der verschiedenen regionalen Wettbewerbe. Im vergangenen Monat wurde Kathleen Gaspoz englische Meisterin mit Ihrer Brass-Band Brighouse & Rastrick und erhielt den Preis der besten Wettbewerb-Instrumentalistin. Mehr geht fast nicht mehr! Aber wie können diese Erfolge erklärt werden?

1. Die Qualität der Ausbildung

Der Walliser Solistenwettbewerb wird national zurecht als schwierigster seinesgleichen Eingestuft. Er vereinigt die grösste Anzahl Solisten und darunter am meisten… Walliser. Die permanente hohe Beteiligung an diesem Anlass ist das Verdienst von Leuten, die im Schatten arbeiten; diese treten lediglich bei der Interpretation während des Wettbewerbs in Erscheinung, wenn sie die Seiten der Klavierpartitur wenden: Anzahlmässig zeichnen sich zwei Musikdozenten besonders aus. Die Musikdirektoren Cédric Jacquemettaz, Orsières und Christian Pfammatter, zugleich Gemeindepräsident in Guttet-Feschel im Bezirk Leuk. Beide stellen 22 Solisten (!) und übertreffen damit den Komponisten Gilles Rocha (17) sowie die anderen Brass-Band-Chefs David Bonvin und Yvan Lagger (16).

Das Spitzentrio bringt damit alleine mehr als 20% der Teilnehmer. Bemerkenswert! In den ersten zehn finden wir eine Reihe von Persönlichkeiten der Brass-Band-Szene, wie Vater und Sohn Moren (Géo-Pierre und Bertrand) mit 11 und 14 Teilnehmer, oder die Dirigenten Christophe Jeanbourquin (15 Kandidaten) und David Welsh (15 Schüler). Im gesamten „liefern“ die ersten 10 Musiklehrer von insgesamt deren 63 mehr als die Hälfte der teilnehmenden Solisten. Schlussendlich sind es nur sieben Instrumentalisten, die sich selbst angemeldet… oder welche den Namen ihres Mentors nicht erwähnt haben.

2. Wetteifer zwischen den Musikvereinen

Das Niveau der Ausbildung und Begeisterung der Jugend zeigt sich auch an den Truppen, die von den Vereinen an diesen Wettbewerb geschickt werden. Die Concordia Bagnes und die Rosablanche Nendaz führen das Klassement mit je 16 an, gefolgt von der Echo de Glacier Vex sowie die beiden Vereine Union instrumentale Liddes und Ancienne Cécilia Chermignon (13). Es gibt auch Konkurrenz innerhalb des Dorfes: In Orsières sind es die 11 Teilnehmer der Edelweiss, die die 9 der Echo d’Orny übertreffen.

Zwischen diesen zwei Vereinen ist die Contheysanne Aven und die Echo de la Dent-Blanche Les Haudères (10). Ein Duo, die Avenir Chamoson und die Fanfare municipale Salvan sind mit 8 Konkurrenten vor einem Quintett: Avenir Fully, Echo du Prabé Savièse, Edelweiss Lens, La Lyre Conthey und die Union Vétroz mit 7 Solisten. Mit je 5 Teilnehmern folgen die beiden Musikvereine Alpina Wiler und Fafleralp Blatten als dynamischste Formationen des Oberwallis.

Die Concordia Vétroz verzeichnet mit grossem Vorsprung die meisten Siege, (18), gefolgt von der Cécilia Chermignon (12), La Lyre Conthey (10), La Contheysanne Aven (9), la Concordia Bagnes (8) und die Cécilia Chermignon (6).

3. Die Konkurrenz zwischen den Regionen

Wenn wir die Teilnehmer nach ihrer Herkunft einteilen, dominiert das Mittelwallis (170, oder 54.5%). Das Unterwallis liefert ein sattes Drittel (119, oder 38%). Nach einem Wiederanstieg im vergangenen Jahr fällt die Beteiligung des Oberwallis, welche mehrheitlich aus dem Lötschental stammt, mit 23 Solisten unter 7.5%.

Trotz der Fusion von vier Gemeinden des Haut-Plateau schneidet Crans-Montana auf Munizipalebene nicht besser ab, als das ehemalige Dorf Chermignon, nämlich mit 19 und teilt damit den ersten Rang mit Bagnes, während Nendaz mit 18 Teilnehmern hautnah folgt. Vex (16) platziert sich vor drei Duos: Conthey und Liddes (13) Vétroz und Sitten, erste Stadt (12) sowie Evolène und Savièse (10). Diese zehn Gemeinden entsenden mehr als die Hälfte der teilnehmenden Konkurrenten.

4. Die familiäre Begeisterung

Von 312 Teilnehmern wird ein Drittel von einem Bruder oder einer Schwester begleitet. Von 40 Familien entstammen je zwei Teilnehmer und 8 Trios. Unter den Teilnehmenden entdecken wir die Geschwister Mathilde Roh, amtierende Titelinhaberin, welche wiederum von ihrem Bruder Julien, Kadettenmeister mit der Posaune 2015 und der kleinen Schwester Emma, Kadettenmeisterin mit dem Euphonium im vergangenen Jahr. Sie musizieren bei der Contheysanne, wohnen in Aven in derselben Strasse wie die Sauthiers (Noé, Margot und Robin)

Dritte beim Grossen Final 2016 wird Loïse durch ihren älteren Bruder Romain und ihren jüngeren Noé begleitet . Die Savioz’ aus Vissoie, (Alison, Léna, Lydia) und die Vouillamoz’ (Adline, Audrey und Léane) aus Vétroz sind die beiden weiblichen Trios. Bei der Echo de la Dent-Blanche aus Les Haudères musizieren die Métraillers (Baptiste, Julien und Maeva) nicht mehr mit den Vuigniers (Eline, Nell und Yohan), welche zur Rosablanche nach Nendaz gezogen sind. Schlussendlich kann der älteste Teilnehmer Kévin Robyr die beiden Schwestern Morgane und Sarah unterstützen.

5. Die Eignung der Kompositionen

Die Walliser Solisten bevorzugen „ auf Mass“ gefertigte Werke, damit sie ihr Talent hervorbringen können. Diese Kompositionen stammen grösstenteils aus Walliser Urhebern. Führend ist Eddy Debons mit 91 Darbietungen. Drei von zehn Interpreten wählen seine Werke! 38 ist die Zahl von Bertrand Moren (12%) und deren 15 von Gilles Rocha (5%).

In der Hitparade der meistgespielten Solos ist Eddy Debons mit grossem Abstand an der Spitze. „Zingaresca“ 18 mal, „Dargilla“ 13 und „Fantasia Iberica“ 11. Mit 10 Aufführungen stehen zwei Werke des Savièsers („Alvaro“ und „Fantasietta“) sowie die „Oriental Variations“ von Betrand Moren zu Buche. Beide Komponisten verzeichnen je 7 Aufführungen der Werke „Intermezzo“ und „Fiesta“. Man muss schon zum Schluss des Klassements schauen, um die Werke aus dem Ausland, wie die „Fantasy for Trombone“ des Amerikaners James Curnow und dasjenige von Ennio Porrino „Preludio, Aria e Scherzo“, die jeweils bei 6 Vorträgen gewählt wurden.

6. Die Leidenschaft durch das Alter und das Geschlecht

Die Jüngsten warten ungeduldig auf den 10. Geburtstag, der ihnen erlaubt, am Wettbewerb teilzunehmen. Dieses Jahr ist Robin Python der jüngste Teilnehmer. Er feierte am 21.11.2017 Geburtstag, musiziert bei der Fanfare Municipale von Salvan, spielt Alto und kann so seinen Bruder Maxime begleiten.

Eigenheiten der Meisterschaft 2017 sind zwei: Mélanie Savoy, Bariton und Kevin Robyr, Posaune, beide musizieren bei der Ancienne Cécilia und feiern am selben Tag den 20. Geburtstag. Und zwar am Tag des Wettbewerbs!

7. Die Begegnung mit den Auswärtigen

Zur Beurteilung der Konkurrenten haben die Verantwortlichen unparteiische Experten ausserhalb des Kantons oder des Landes gewählt. Dieses Jahr sind drei international berühmte Engländer vor Ort: Ian Porthouse, Nicholas Hudson und Joseph Cook. Sie werden von fünf Schweizer Juroren begleitet: Dominique Morel (FR), Vincent Baroni (NE), Stephane Duboux (VD), Roland Fischer (BE) und Pascal Schafer (FR).

Es gibt nur eine Jury für die morgendliche Qualifikation, welche schon eine sehr schwierige Hürde darstellt. Es werden nur 80 Solisten aufgeteilt zwischen 98 kleinen und 110 grossen Instrumenten zu den nachmittäglichen Wettbewerben der Walliser Solistenmeisterschaft zugelassen, wo die Experten als Tandem eingesetzt sind. Die Qualifikationschancen stehen also 1 zu 3!

8. Die Beharrlichkeit in der Anstrengung

Zahlreiche Solisten haben das Maximum von 10 Wettbewerben absolviert (10.-20. Altersjahr). Wir heben hier die Treue und die Motivation von Bertrand Trincherini hervor: der Walliser Solistenmeister 2006 beteiligte sich an 9 Quartett-Meisterschaften! Diese spezielle Klassierung setzt ihn an die Spitze, gefolgt von Michel Crettenand, Josy Penon und Dominque Robyr (8 Teilnahmen), sowie Eric Duc, Alex Millius und Julien Pralong (7)

Andere Konstante: Die jungen Mädchen sind immer zahlreicher. Beim ersten Anlass 1995 waren es 30%; die 148 Teilnehmerinnen am diesjährigen Solistenwettbewerb mit 47,5% erreichen fast die Hälfte und somit die Gleichstellung. Ein weiteres Symbol der Wettbewerbsfreude ist die Tatsache, dass sich zu Beginn 15% vor dem Anlass zurückgezogen haben, beim letztjährigen waren es nur noch knapp 10%, das entspricht etwa 30 Teilnehmern, die am Wettbewerb schlussendlich nicht anwesend waren.

9. Die Grosszügigkeit der Sponsoren

Der Erfolg hängt auch von der Grosszügigkeit der Hauptsponsoren ab: Loterie Romande, Raiffeisenbank, Energie Sion Région (esr), Staat Wallis und Walliser Musikverband. Diese Unterstützung gewährleistet den reibungslosen Ablauf dieser Meisterschaft. Der Spezialpreis der Tageszeitung „Le Nouvelliste“ ist eine spezielle Leistungsanerkennung für die/den jüngste/n Finalteilnehmer/in.

Alle Solisten können jedes Jahr auf ein zahlreiches und begeistertes Publikum zählen. Anlässlich der letzten Meisterschaft waren es mehr als 1200 Musikliebhaber, die die hochkarätigen Vorträge und die spannenden Finals im Kollegium Les Creusets miterlebt haben.

10. Die Sorgfalt der Organisation

Das letzte Element zum Erfolg der Walliser Solistenmeisterschaft: 200 Freiwillige widmen ihre Freizeit als Helfer und Mitwirkende zum Gelingen dieses Anlasses. Dieser wird seit der Gründung durch die Vereine Pérséverante Plan-Conthey, Marcelline Grone und Condordia Vétroz organisiert. Diese Beständigkeit erklärt auch den reibungslosen Ablauf der verschiedenen Wettbewerbe.

Dies erklärt auch, weshalb 7293 Jugendliche seit der Gründung im Jahr 1995 sich im Musizieren mit folgenden Blasinstrumenten messen durften: Cornet, Flügelhorne, Trompete, Alto, Baryton, Euphonium, Posaune, Bass. Wenn wir noch die 800 Musikanten, welche an den Quartett-Wettbewerben teilgenommen haben, dazurechnen, so kommen wir auf eine Gesamtteilnehmerzahl von 8093.


Acht Quartettformationen

Für diese 21. Ausgabe(diese Kategorie wurde erst im Jahre 1997 geschaffen) werden die neuen Quartette Check Brass und BBFG in der oberen Klasse die zweifach amtierenden Meister Shake Brass in Schach halten. Die drei Ensembles werden „Essai sur un thème de G.-F. Haendel“ geschrieben vom Komponisten Pierre-Alain Bidaud für die Meisterschaft von 2006 interpretieren.

In der mittleren Kategorie werden sich fünf Formationen messen, die die Komposition „The virtuous Circle“ eigens geschrieben von Gilles Rochat für die diesjährige Meisterschaft, interpretieren. Nachdem die Formation „A votre Portée“ aus St. Maurice die „LCCS Scholl Band Quartet“ entthront hat, wird diese mit folgender Konkurrenz konfrontiert:“ A la Bourre“ aus Martigny, „Mixt In Brass“ aus Vétroz, „Les Ziguiguis“ aus Collombey und „Les Smurfs Quartett“ aus Salins. Es ist anzumerken, dass die beiden ehemaligen Posaunen-Meister Lionel Fumeaux und Jérémie Favre, die durch die Alterslimite „gesperrt“ sind, hier wieder mit dem Euphonium auftreten.


Zeitplan
Die Walliser Solistenmeisterschaft findet am Samstag, den 09.12.2017 im Kollegium Les Creusets in Sitten statt.
Zeitplan:
08.45 Uhr Beginn des Qualifikationswettbewerbs für die Junioren
13.30 Uhr Beginn der Walliser Meisterschaft der Juniorsolisten, der Minis und der Quartette
19.00 Uhr Finale der Minis
20.00 Uhr Grosses Finale der Junioren