Cédric Ritler als erster Oberwalliser Sieger

Bei dem Walliser Solistenwettbewerb folgen die Premieren aufeinander: Nach dem ersten Damensieg 2016 und dem Podium der Familie Roh im vergangenen Jahr feiert das Oberwaillis dank Cédric Ritler seinen ersten Titel. Bei den Quartetten der Mittelklasse triumphiert Mixt in Brass mit dem Posaunisten Lionel Fumeaux am… Euphonium.

Während dieser 24. Walliser Junior Solisten- und Quartettwettbewerb (WJSQW) vibrierte das Collège des Creusets in Sitten zu den Klängen von mehr als 330 Instrumentalisten, die sich für die Wettbewerbe am Samstag, den 8. Dezember, angemeldet hatten. Das Grosse Finale war selbstverständlich der künstlerische Höhepunkt der Veranstaltung und ein Feuerwerk der Virtuosität.

Nach dem ersten Frauensieg 2016 und dem Triumph der Familie Roh im vergangenen Jahr brach die Walliser Solistenmeisterschaft eine neue Glasdecke: Erstmals gewann ein Oberwalliser Solist dank Cédric Ritler (Alpina de Wiler, BB Lötschental und BB Wallis; 99 Punkte)). Besser noch: Die Musiker aus dem Oberwallis waren drei im Grossen Finale. Etwas, was in einem Vierteljahrhundert Wettbewerb noch nie passiert war. Emma Roh (Bariton, Contheysanne Aven; 98,5 Punkte) und Elise Jacquemettaz (Edelweiss Orsières, Ambitus und ECV; 98 Punkte) ergänzen das Podium des Grossen Finales.

„Ich erinnere mich nicht an einen besseren Wettbewerb“

Der Jurypräsident Nick Childs, eine charismatische Figur in der Welt der Brass Bands, ist voller Komplimente: „Ich erinnere mich nicht daran, dass ich einem Wettbewerb mit einem höheren Niveau beigewohnt habe. In Grossbritannien haben wir derzeit keinen Wettbewerb dieser Grössenordnung und dieses Niveaus. Ausserdem, sicher nicht mit so vielen jungen Musikern.“ Der Dirigent des berühmten Black Dyke sagt, er habe die Solowerke der Walliser Komponisten sehr geschätzt. Allerdings schlüpft er ein wenig nach unten: „Vielleicht sollten die jüngsten Musiker eher klassische Stücke wählen.“

Tom Hutchinson, der Principal Cornet der Cory Band, will sein Erstaunen nicht verbergen: „Ich habe noch nie so technisch starke Cornets anderswo gehört! – Auch in England? „Sogar in England.“ – Und in Wales? „Auch nicht“, gibt der walisische Musiker mit Fair Play zu. Katrina Marzella sagt als erste Dame im Jury des WJSQW, sie fühle sich sehr geehrt, den Weg zu weisen. „Diese Blechbläser spielen auf aussergewöhnliche Weise, was den Erfolg der Schweizer Brass Bands auf internationaler Ebene erklärt. Man spürt hier eine wirklich tief verwurzelte Blechkultur.“ Die Solobaritonin sagt, sie sei vom Walliser Wettbewerb inspiriert: „Ich komme sehr motiviert nach Hause, um meine Schüler noch härter arbeiten zu lassen, wie die Walliser!“

Frauensieg bei den Minis

Bei den Minis (10-13 Jahre alt) muss Noé Boulnoix (Althorn, La Lyre de Conthey; 88 Punkte) seinen Titel an Julie Pralong (Cornet, Echo de la Dent Blanche, Les Haudères und BB 13*B) abgeben, die mit 89,5 Punkten gewinnt. Théo Morelli, (Cornet, Concordia de Bagnes) ergänzt das Podium.

Im Finale der Junioren wurden drei Viertel der aufgeführten Werke von Walliser Komponisten geschrieben, darunter zwei Werke von Bertrand Moren und Gilles Rocha sowie eines von Eddy Debons und eines von Yannick Romailler. Bei den Minis hat Eddy Debons mehr als die Hälfte der aufgeführten Solostücke (4) geschrieben, während Gilles Rocha einmal von insgesamt sieben Finalisten gespielt wird.

Instrumententitel: vollständige Erneuerung

Zusätzlich zum Finale vergibt der WJSQW einen Titel für jede der fünf Kategorien des Wettbewerbs. Bei den Kadetten (14-16 Jahre alt) sind die Champions Louis-Justin Khalife (Perce-Neige Hérens, BB 13*B) bei den Cornets, Flügelhörnern und Trompeten, Antonin Darbellay (Avenir Sembrancher) bei den Althörnern, Baptiste Sauthier (Union Vétroz, Helvétia Isérables) bei den Baritonen und Euphonien, Robin Fellay (Agaunoise St-Maurice) und Benjamin Schers (Echo d’Orny Orsières) bei den Bässen.

Bei den Junioren (17-20 Jahre) gewann Cédric Ritler auch bei den Cornets, Flügelhörnern und Trompeten. Die weiteren Siege gehen an Vincent Roduit (Avenir Chamoson, BB 13) bei den Althörnern, Sacha Bridy (Rose des Alpes Savièse) bei den Bässen, Emma Roh bei den Euphoniums/Baritonen und Luca Llor (Concordia Vétroz, BB 13B) bei den Posaunen.

Frauenbeteiligung geht ein bisschen zurück

In diesem Jahr war mit 134 Konkurrentinnen der Anteil Mädchen etwas kleiner (44%, -3,5% im Vergleich mit 2017) gegenüber den Jungen (170; 56%). Im Verlaufe eines Vierteljahrhunderts hat sich die Beteiligung insgesamt aber verdoppelt.

Zur Beurteilung der Konkurrenten haben die Veranstalter unparteiische Experten ausserhalb des Kantons oder des Landes gewählt. Dieses Jahr waren drei Engländer von besonders aussergewöhnlichem Ruf vor Ort: Der Dirigent des berühmten Black Dyke, Nicholas Childs, hatte den Vorsitz der Jury übernommen, wo ihm Tom Hutchinson, der Principal Cornet der Cory, mehrfacher Europameister, sowie erstmals eine Expertin, Katrina Marzella, die Solobaritonin von Black Dyke, zur Seite standen. Begleitet wurden sie von fünf Schweizer Juroren: Serge Gros (VD), Daniel Bichsel (BE), Jean-Claude Kolly (FR), Simon Estermann (SO) und Manuel Imhof (LU).

Eine Chance auf drei, sich zu qualifizieren

Die Qualifikationen fanden morgens statt; die Meisterschaft selbst am Nachmittag, während das Minis- und das Juniorenfinale am Abend in der grossen Mehrzweckhalle von des Kollegium Les Creusets organisiert wurde. Nur eine einzige Jury gab es für die morgendlichen Qualifikationen, die immer sehr schwer zu überwinden sind. Tatsächlich durften im Rahmen der Walliser Meisterschaft, bei der die Experten im Tandem arbeiten, am Nachmittag (ab 13.30 Uhr) nur 80 Solisten (je zur Hälfte aufgeteilt zwischen den 98 kleinen und 110 grossen Instrumenten) spielen. Anders gesagt: eine von drei Qualifikations-Chancen! Diese stehen anschliessend 1 zu 10, um das grosse Finale zu erreichen!

Vollständige Ergebnisse und Rankings auf www.cvsjq.ch.


Quartett-Meisterschaft

Mixt in Brass triumphiert mit Lionel Fumeaux

In der mittleren Kategorie dieser 22. Ausgabe des Quartettwettbewerbs (diese Kategorie wurde erst 1997 eröffnet) wurde A votre Portée (Delphine Panchard, Janique Cheseaux, Sabine Zeiter und Dominique Robyr; 84 Punkte, 3. Platz) von Mix in Brass de Martigny den Hattrick entzogen. Dieses Quartett besteht aus Ophélie Vergères, François Buchard, Emeline Bapst und…. Lionel Fumeaux – der mehrfache Posaunenmeister ist zurückgekehrt, um am Euphonium teilzunehmen!

Mix in Brass erzielte 89 Punkte und lag vor dem Liberty Quartet von Vex (Karine Boson, Emilie Lagger, Guillaume und Jean-Marie Stalder; 87 Punkte). Die sechs Bands der mittleren Klasse spielten „Family Things“ – eine Komposition von Yvan Lagger, die eigens für die diesjährige Meisterschaft in Auftrag gegebenen wurde. Der dreifache Titelverteidiger der Oberklasse, Shake Brass, konnte den 4. Sieg nicht feiern, denn dieses Quartett war (leider) das einzige im Rennen.


Die Walliser Komponisten triumphieren!

Die Walliser Solisten setzten auf massgeschneiderte Werke, damit sie ihr Talent hervorbringen konnten. Diese Stücke stammten grösstenteils aus der Feder Walliser Komponisten, die 54% der aufgeführten Werke geschrieben haben. Eddy Debons wurde 84 Mal gespielt und von mehr als einem Viertel der Interpreten (28%) ausgewählt. Ausserdem wurden 38 Werke von Bertrand Moren (12,5% der Teilnehmer) und 16 von Gilles Rocha (mehr als 5%) vorgetragen. Bei den regionalen Schöpfern folgen Damien Lagger (8), Jean-François Michel (7) und Bertrand Gay (6).

In der Hitparade der meistgespielten Solos ist Eddy Debons mit grossem Abstand an der Spitze. In der Reihenfolge: „Dargilla“ wurde 13 Mal ausgeführt, gefolgt von „Alvaro“, „Fantasia Iberica“ und „Fantasietta“ (10). Mit neun Aufführungen standen ex-aequo zwei weitere Stücke von Debons, „Zingaresca“ und „Intermezzo“, sowie „Fiesta“ von Bertrand Moren, das einem weiteren Solo des Komponisten aus Vétroz „The Wizzard“ (8) vorausging. Eddy Debons‘ „Divertimento“ (7) schloss die Top Ten ab, in der nur ein „fremdes“ Werk, Oskar Böhmes „Russian Dance“, auftauchte.


Oberwalliser mehrheitlich aus dem Lötschental

Die Qualität der Ausbildung und die Begeisterung der Jugendlichen zeigt sich auch in der Anzahl der Solisten, die die Musikvereine an den WJSQW delegieren. Im Oberwallis waren die Alpina Wiler, die Minerva Ferden und die Fafleralp Blatten die dynamischsten Musikgesellschaften mit je vier Solisten.

An der Spitze stellte die Rosablanche Nendaz 18 Jugendliche ein und ging der Edelweiss Orsières und der Union instrumentale Liddes voraus (14). Es folgten zwei Trios: die Delegationen der Ancienne Cécilia Chermignon, der Echo des Glaciers Vex und der Concordia Bagnes (12) sowie die der Echo de la Dent-Blanche Les Haudères, der Echo d’Orny Orsières und der Helvetia Isérables (11). Mit acht jungen Leuten ergänzten die Avenir Bagnes und die Avenir Chamoson die Top Ten, die mehr als 40% der teilnehmenden Teams ausmachen.

Die Mehrheit der Solisten kommt aus dem Mittelwallis (149 oder 49%), aber das Unterwallis rückt näher, mit 130 Konkurrenten (43%). Fünfundzwanzig Oberwalliser vervollständigen das Bild (8%). Auf Gemeindeebene entsandte der Bezirk Entremont die stärksten Delegationen mit Orsières (23 Musiker) vor Bagnes (20). Dann folgten Nendaz (17), Vex und Crans-Montana (15), Liddes (14), Vétroz (13) und ein Trio aus Evolène, Conthey und Sitten, die erste Stadt (11). Diese zehn Gemeinden machten die Hälfte der Gesamtzahl der Wettbewerber aus.


Louis-Justin Khalife war der jüngste Finalist

Der Erfolg dieses 24. WJSQW hängt auch von der Grosszügigkeit der Hauptsponsoren ab: Loterie Romande, Raiffeisenbank, Energie Sion Région (esr), Staat Wallis und Walliser Musikverband. Diese Unterstützung gewährleistet den reibungslosen Ablauf dieser Meisterschaft. Der Spezialpreis der Tageszeitung „Le Nouvelliste“ ist eine besondere Leistungsanerkennung für den jüngsten Finalteilnehmer. Er wurde dieses Jahr an Louis-Justin Khalife erteilt, der 15 Jahre alt ist.

Gut 200 Freiwillige widmen ihre Freizeit als Helfer und Mitwirkende zum Gelingen dieses Anlasses. Dieser wird seit der Gründung durch die Musikvereine Perséverante Plan-Conthey, Marcelline Grône und Concordia Vétroz organisiert. Die früheren Ausgaben haben jedes Mal mehr als 1200 Personen angezogen, um diese Spiele von hoher musikalischer Qualität zu verfolgen.

Der WJSQW wurde 1995 gegründet und gehört zu den grössten Musikwettbewerbe der Schweiz. In diesem Rahmen konnten sich bis dato genau 7598 Jugendliche messen. Am Wettbewerb dürfen nur Blechinstrumente teilnehmen: Cornet, Flügelhorn, Trompete, Althorn, Bariton, Euphonium, Posaune und Bass. Zählt man noch dazu die 804 Musiker, die am Wettbewerb mit einem Quartett teilgenommen haben, waren insgesamt 8402 Jungen im Wettkampf.